Orthopädisches Therapiezentrum
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Kindlicher Knick-Senkfuß

Leitlinien von DGOT und BVO


Synonym

Kindlicher Knick-Plattfuß

Definition Meist  harmlose, bis zu einem gewissen Grad physiologische Fußfehlstellung im  Kleinkindes- und Kindesalter mit verstärkter Valgusstellung des Fersenbeins (Knickfuß) und Abflachung der medialen Fußwölbung (Senkfuß).  Oft auch Abweichung des Vorfußes in Abduktion. Die Grenzen zum Pathologischen sind fließend.

Ätiologie, Pathogenese, PathophysiologieBeim Kleinkind besteht eine verstärkte Valgusstellung der Ferse sowie physiologisch  verstärkte Genua valga

Ursache  der erworbenen Deformität: Bandlaxität, Muskelschwäche, Übergewicht,  Genua valga oder vara.

Es handelt sich bei ausgeprägten Befunden um eine komplexe Deformität des Fußes in allen 3 Ebenen: Valgus des Rückfusses, Supination  des Vorfußes. Dorsalflexion des Talus, Calcaneus.

Klassifikation für  den wissenschaftlichen Vergleich empfehlen wir die Verwendung folgender Klassifikation/Einteilung:
 
  • Lockerer oder kontrakter Knick-Senkfuß

Medizinische Schlüsselsysteme (ICD)
ICD-9 (Internationale Klassifikation der Krankheiten)

734

Plattfuß ausschl.:
Kongenitaler 754.6
Rigider 754.6


ICD-10 (Internationale Klassifikation der  Krankheiten)

M21.4

Plattfuß [Pes planus] (erworben)

ICPM-GE (Internationale Klassifikation der Prozeduren in der Medizin)

5-784.1

5-808.8

5-854.2

Transplantation eines kortikospongiösen Spahnes, autogen

Arthrodese unteres Sprunggelenk

Rekonstruktion von Sehnen. Transposition
AnamneseSpezielle  AnamneseSchmerzen Der  Knick-Senkfuß macht selten Beschwerden. Bei Schmerzen müssen  differentialdiagnostische Überlegungen angestellt werden.

  • Lokalisation.  Schmerzausstrahlung. Dauer, Intensität.

Funktionseinschränkung
  • Belastbarkeit
     
  • Hinken?
     
  • Beweglichkeit

Spezielle  Gelenkanamnese
  • Vorherige  konservative oder operative Behandlung

Allgemeinerkrankungen  und Risikofaktoren
Familienanamnese
Sozialanamnese


DiagnostikKlinische  DiagnostikAllgemeines:
Beurteilung des Fußes beim Stehen, Gehen und Liegen. Pathologischer  Fersenvalguswinkel: beim Kind 2-5 Jahr > 20°, im Schulalter > 10°,  beim Erwachsenen > 5°. Bedeutsam ist die Unterscheidung: flexibler  und rigider (kontrakter) Knick-Senkfuß.


Inspektion:
 
  • Beurteilung  der medialen Fußwölbung (abgeflacht beziehungsweise aufgehoben),  Vorfuß abduziert, Valgusstellung der Ferse verstärkt.
     
  • Schuhwerk: Fußdeformität fällt meist den Eltern auf. Sohlen sind  medial stärker abgenutzt.
     
  • Beurteilung  des Gangbildes
     
  • Beurteilung  der Beinlängendifferenz
     

Palpation:
  • Beurteilung  druckschmerzhafter Punkte, benachbarter Gelenke
     
  • Beurteilung  von Durchblutung, Motorik und Sensibilität
     

Funktionsprüfung:
  • Beurteilung  der Beweglichkeit aller Fußgelenke: Bewegungsumfang und Bewegungsschmerz. Verminderte Beweglichkeit der Fußgelenke pathologisch
     
  • Zehenspitzenstand: Ausgleich der Fehlform: Ferse korrigiert sich in eine Varusstellung und  der mediale Fußrand wölbt sich.
     

Cave: Scheinbarer Plattfuß, hervorgerufen durch subkutanes Fettpolster, das im ersten Lebensjahr normalerweise unter der Fußwölbung vorhanden  ist.

Apparative Diagnostik

Notwendige apparative Untersuchungen:
Beim schmerzfreien flexiblen Knick-Senkfuß ist üblicherweise keine apparative Diagnostik notwendig.


Im Einzelfall nützliche apparative Untersuchung:
  • Röntgen: a.p und schräg
    Fuß im Stehen seitlich (beim rigiden und/oder schmerzhaften und/oder Knick-Senkfuß mit pathologischen Fersenvalguswinkeln)
     
  • Podoskop
     
  • Podogramm
     
  • Pedobarographie

Häufige  Differentialdiagnosen
  • Physiologischer  Knick-Senkfuß
     
  • Kongenitaler Plattfuß (Talus verticalis)
     
  • Neurogener Knick-Senkfuß (z.B. ICP, MMC)
     
  • Coalitiones  (Röntgen: Schrägaufnahme)

Klinische  Scores

Ein  spezifischer Score kann zur Zeit nicht empfohlen werden.

TherapieZieleEntwicklung  einer normalen Fußform und -funktion

Konservative Therapie

Beratung:
Aufklärung über die Erkrankung, deren natürlichen Verlauf und  deren Beeinflußbarkeit durch konservative bzw. operative Therapie.


Die  Beratung ist individuell zu gestalten und umfaßt u.a.: Verhalten im Alltag, körperliche Belastung in Beruf und Sport, Körpergewicht, evtl. Folgen von Bewegungsmangel, regelmäßige Übungen zur  Beseitigung von Muskeldefiziten, v.a. durch Eigenübungen.

Altersphysiologischer  flexibler Knick-Senkfuß
 


 
  • Aufklärung der Eltern über gute Prognose und Spontanverlauf. Befundabhängig klinische Kontrollen.
     
  • Barfuß gehen, spielerische Fußgymnastik (Greifübungen der Zehen, Zehenspitzenstand)
     
  • Korrektur  mittels orthopädietechnischen Maßnahmen ist nicht indiziert

Rigider  oder flexibler pathologischer Knick-Senkfuß
  • Korrigierende  Einlagenversorgung, ggfs. Zurichtungen am Konfektionsschuh.
     
  • spielerische Fußgymnastik (Greifübungen der Zehen, Zehenspitzenstand)
     
  • Krankengymnastik

Operative  Therapie

Allgemeine Indikationskriterien:
  • Schweregrad, bisheriger Verlauf, Schmerzen, Alter.

Häufige  Operationsverfahren:
Es kommen folgende Verfahren in Frage:

  • Weichteil-Operationen
     
  • Knöcherne  Operationen

Weichteil-Operationen
OP-Konzept: Verlagerung der Sehne des M. tibialis anterior zur aktiven Aufrichtung der medialen Fußwölbung.
Indikation: (sehr selten), bei sehr schweren, schmerzhaften, flexiblen Knick-Senkfüßen.


Knöcherne  Operationen
OP nach Grice-Green
zumeist bei anderen Erkrankungen, die als Knick-Senkfuß imponieren


Mögliche Folgen und Komplikationen
Allgemeine Risiken und Komplikationen:
Hämatom, Wundheilungsstörung, Wundinfekt, Gefäßverletzung, Nervenverletzung


Komplikationen (knöcherne Operationen):
Verzögerte Spaneinheilung, Spandislokation, Spanbruch, Korrekturverlust


Nachbehandlung nach operativen Maßnahmen

Postoperative  Röntgenkontrolle
Ruhigstellung im Gipsverband
Individuelle postoperative Physiotherapie


Stufenschema Therapeutisches VorgehenOrientierungskriterienSchmerz, Ausmaß der Deformität, Therapieresistenz von Maßnahmen, Alter  des Patienten, Begleiterkrankung.

Stufe  1 ambulantBeratung,  Verlaufskontrolle, Physiotherapie, orthopädietechnische Maßnahmen (z.B. Einlagen)

Stufe  2 stationärWeichteil-Operation, knöcherne Operation

PrognoseNatürlicher  VerlaufEine wissenschaftlich exakte Prognose hinsichtlich Notwendigkeit von konservativen  oder operativen Maßnahmen kann bei der Erkrankung nicht eindeutig gegeben werden.
Die Prognose eines flexiblen Knick-Senkfußes ist gut. Die meisten Knick-Senkfüße bedürfen keiner Therapie, da eine Spontankorrektur im Schulalter erfolgt.


Prognose nach bestimmten therapeutischen Verfahren

keine  ausreichend validierten Studien vorhanden.

PräventionPrimärpräventionKräftigung der Fußmuskulatur durch Barfußlaufen und Laufen auf Naturboden.
Bequemes, nicht funktionsbehinderndes Schuhwerk.


Verfahren  zur Konsensbildung:HauptautorenKrämer,  K.-L., Heidelberg; Jani, L, Mannheim

Redaktionskomitee Prof. Dr. L. Jani, Mannheim
Dr. K.-L. Krämer, Heidelberg
Prof. Dr. J. Grifka, Bochum
Prof. Dr. H.-P. Scharf, Ulm
PD Dr. R. Schleberger, Bochum
PD Dr. J. Zacher, Berlin